Jagen? Nein, danke!

hund steht in einem flusshund steht in einem fluss

 

von Hundetrainerin Conny Sporrer

So einfach ist es leider nicht. Eine Motivation, die jahrhundertelang bei unseren Hunden gefördert und gezüchtet wurde einfach so abtrainieren ist kaum möglich. Schließlich waren (und sind) unsere Hunde perfekte Jagdkumpanen des Menschen. Nun kaufen sich viele sogar explizit für die Jagd gezüchtete Hunde, sind dann aber irritiert, warum der Hund sich am Sonntagsspaziergang auf die Pirsch macht. Jagdlich motivierten Hunden das Jagen also gänzlich abzutrainieren ist schier unmöglich. In vielen Fällen sind aber Langeweile, mangelnde Beschäftigung oder schlicht ein schlechter Erziehungsstand Gründe für das unerwünschte Jagdverhalten. Insofern ist es in jedem Fall wichtig für das Anti-Jagd-Training mit ein paar wichtigen Maßnahmen zu starten, um seinen Hund handle- und möglichst verlässlich kontrollierbar zu machen. Dafür braucht es diese 7 Elemente: 

Die wichtigsten Bausteine des Anti-Jagd-Trainings

1) Ausübung verhindern

Wie immer im Hundetraining gilt: Um ein unerwünschtes Verhalten „abzutrainieren“, ist es wichtig die Möglichkeit der Ausführung zu verhindern. Heißt konkret: Brustgeschirr mit Schleppleine an den Hund, vorerst in wenig jagdlichen Gebieten spazieren gehen, um alle Formen des Jagens zu verhindern. Also auch selbständiges Buddeln, Fährten suchen und natürlich auch das Nicht-kommen verhindern.

2) Konsequenz im Alltag

Man sollte nicht glauben, wie relevant die eigene Konsequenz, Regeln und Strukturen im Alltag sich auf das Anti-Jagd-Training auswirken können. Dabei liegt es ja eigentlich auf der Hand: Wird dem Hund im Alltag jeder kleine Wunsch erfüllt, also auf jede Aktion, die er setzt, reagiert, wundert es nicht, wenn der Hund draußen, wo es ihm wirklich wichtig ist auch selbst entscheidet. Dabei geht es übrigens um Kleinigkeiten wie den Hund sofort zu streicheln, wenn er ankommt, seinen bettelnden Blicken in der Küche nicht zu widerstehen oder ihn bei jedem Beller sofort anzusprechen. Lernt der Hund tagsüber Zuhause 398 Entscheidungen treffen zu können, wird er es draußen auch nicht sein lassen.

3) Draußen füttern

Damit ist natürlich nicht gemeint, dass der Futternapf vor die Türe gestellt wird. Vielmehr geht es darum, eine der wichtigsten Ressourcen, nämlich Nahrung, nicht „einfach so“ zur Verfügung zu stellen, sondern sie durch kleine einfache Aufgaben vom Hund erarbeiten zu lassen. Ein Hund muss also NICHT rückwärts durch den brennenden Reifen springen, um an sein Futter zu kommen, sondern unterwegs kleine, seinem Trainingsstand angepasste Aufgaben lösen: Diese können von einfachem Belohnen für Blickkontakt, kurze Sitz-Übungen über Leinenführigkeit bis hin zu Apportieren des mit Trockenfutter gefüllten Futterbeutels in ablenkungsvolleren Gebieten reichen. Frisst dein Hund nur Nassfutter, kannst du das Nassfutter von DOG’S LOVE auch wunderbar in eine Futtertube füllen.

4) Jagdverhalten frühzeitig erkennen

Die Jagdverhaltenskette besteht aus den Elementen „Orten – Fixieren – Anschleichen – Hetzen – Packen – Töten – Fressen“. Unsere Haushunde haben zwar kaum noch Ambition und Erfahrung zu und mit den letzteren Phasen, dennoch tendieren wir Menschen, erst das Hetzen selbst als Jagdverhalten zu deuten. Dabei gibt es so viele körpersprachliche Hinweise vorab, die ein frühzeitiges Erkennen des Jagdansatzes erlauben: Zum Beispiel, wenn der Hund die Nase anhebt, um zu wittern, oder sie staubsaugerartig am Boden entlang geführt wird. Genau hier ist es wichtig, den Hund umzulenken und aus dem Ansatz herauszuholen, nicht etwa erst, wenn er dem Hasen hinterherhetzen möchte. Anti-Jagd-Training braucht also Konzentration und Aufmerksamkeit und Übung im Erkennen, wann das Jagen eigentlich beginnt.

5) Geistige & körperliche Beschäftigung

Unsere Hunde wurden mit ihren Rassen jahrelang zu Experten für verschiedene Fachgebiete gezüchtet, deswegen sind wir ihnen nun, wo wir ihnen diese Dinge nicht mehr abverlangen aber schuldig ihnen dafür Alternativen zu bieten, denn: Viele dieser ursprünglich erwünschten Antriebe, wie etwa das Jagdverhalten, schlummern bis heute noch in ihnen. Durch eine Kombination aus geistiger und körperlicher Beschäftigung können wir ihren Kooperationssinn fördern und sie ausgeglichen und müde machen. Durch Apportieren, Nasenarbeit, Reizangel & Co. wird die Lust aufs Jagen kanalisiert und Hunde lernen auch nicht mehr selbständig auf die Suche gehen zu müssen, weil ihr Mensch ja ein cooler und smarter Jagdpartner ist. Wichtig ist hierbei natürlich Genauigkeit: Die alternative Jagd nach Ball, Futterbeutel oder Dummy soll natürlich unter Signal stehen und mit Grundsignalen kontrolliert werden können, um später auch den Reality-Check zu bestehen. 

6) Impulskontrolle

Bewegungsreizen hinterher zu gehen, liegt nun mal im natürlichen Jagdverhalten der Hunde. Ein Jagd- oder Hütehund, dem solche Chancen entgehen, wäre gänzlich ungeeignet. Dennoch gilt es, vor allem aufgrund der Anforderungen in der Gesellschaft, Hunden beizubringen, diese Reaktionen, also Impulse, kontrollieren zu können. Dies geschieht am besten von Anfang an mit entsprechendem Training. Unzählige einfache Bleib-Übungen und Belohnungen für die Zurückhaltungen sind dafür unerlässlich. Sei es beim Verlassen des Hauses, beim Aussteigen aus dem Auto, dem Apportiertraining oder der Fütterung – der Alltag mit Hund bietet unzählige Möglichkeiten das Aushalten einer Situation zu üben, vor allem aber das „Geblieben-sein“ zu belohnen. Nur dadurch kommt Ruhe ins Spiel. 

7) Der perfekte Rückruf & das Stopp-Signal

Mit einer erfolgreichen Rückruf-Quote von 95 - 98 Prozent kann man schon ganz zufrieden sein. Den Hund von einem Jagdobjekt zurückrufen zu können, ist mit Sicherheit die Königsdisziplin. Deshalb muss das Training vorher in allen Facetten außerhalb dieser Klasse stattfinden. Vor allem auch einfach zur Übung und nicht, wenn es unbedingt funktionieren MUSS. Locke deinen Hund daher beim Spaziergang in ablenkungsfreien Momenten mehrmals einfach so und spricht erst, wenn er verlässlich kommt dein einzigartiges Rückrufsignal, z.B. „HIER“ aus. Belohne ihn anschließend mit einem absoluten Jackpot, z.B. der DOG’S LOVE Bio Paté, und schicke ihn danach wieder frei! Es wird einige Wochen Training benötigen (am besten mit Schleppleine), um den Hund in verschiedenen Situationen verlässlich rufen zu können! Übrigens macht es bei manchen Hunden auch Sinn, zusätzlich ein festes Stopp-Signal zu etablieren. So kann der Hund im Ernstfall die Beute zwar im Auge behalten, wird aber im Ansatz gehindert hinterherzugehen. Das Abstoppen und Schauen fällt vielen Hunden leichter, als komplett abzudrehen und zurückzulaufen.

Fazit

Hab Geduld, was Anti-Jagd-Training betrifft. Es braucht Zeit, Ruhe und Disziplin, um auch in Echtsituationen zu bestehen. Aber: Die Mühe lohnt sich, und du und dein Hund werden entspanntere Spaziergänge mit mehr Lebensqualität haben. In manchen Gebieten wirst du auf eine Schleppleine vielleicht nie verzichten können, in anderen kommst du entspannt auch ohne aus, weil du deinen Hund verlässlich trainiert hast! Beachte aber bitte auch immer den ethischen Aspekt des Wildtierschutzes. Wildtiere müssen, vor allem in gewissen Zeiträumen und Gebieten, geschützt werden. Denn nur so ist ein harmonisches Zusammenleben in Einklang mit Mensch, Tier und Natur sichergestellt.

Unsere Expertin:

 

Conny Sporrer, zertifizierte DOGS-Trainerin

Hundetrainerin Conny Sporrer unterstützt uns bei DOG’S LOVE mit ihrer jahrelangen Erfahrung und umfangreichem Fachwissen. Nach ihrer Ausbildung bei Martin Rütter DOGS, eröffnete Conny ihre eigene Hundeschule in Wien. Außerdem ist sie erfolgreiche Buchautorin, Podcasterin sowie Gründerin der online Hundeschule hundetraining.me

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